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Vom Loslassen

 

Die Kinder zuhause - sollen Schule machen.

Haben aber andere Ideen. Wollen hopsen, Lego bauen, Comics lesen, mit den Geschwistern spielen oder wahlweise streiten. Alles.

Nur kein Lehrstoff.

 

Und dazwischen wir Eltern, die wir so viel sollen!

Das ständige Antreiben. Das Motivieren, bitte doch etwas zu tun.

Das Danebensitzen und erklären. Uns dabei erklären lassen, dass wir gar nicht erklären können. Sind ja keine Lehrer und haben damals bestimmt alles ganz anders gelernt, sagen die Kinder, ganz andere Primzahlen gehabt...

"Oder was ist ein "Assoziativgesetz", Mama? Ohne Nachlesen, ohne Nachlesen!"...

(Danke M., für deine Anekdote aus dem Homeschooling-Wahnsinn.)

 

Große Fragezeichen über so vielen Köpfen.

 

Sie sollen nicht zurück bleiben, unsere Kinder, keine Nachteile durch "die Situation" erfahren. Keine Schäden davon tragen. Psychisch stabil bleiben. "Im Rennen bleiben". Trotz der ganzen Allein-Herumhockerei soziale Kompetenzen entwickeln.

Hm...

 

Der Puffer: Wir Eltern. Keiner sonst.

 

Wir rennen uns die Seele aus dem Leib, im Anspruch, alles gut zu meistern.

Die Kinder, die Schule zuhause, den Job, den Chef besänftigen, Abgaben, Termine einhalten, Haushalt - ach, da war ja noch was...

Und kochen - stimmt, kochen müssen wir auch. Gesund am Besten, haben ja eh alle an Gewicht zugelegt im letzten Jahr der Bewegungslosigkeit.

Moment, Bewegung... Richtig, bewegen sollen wir uns auch noch! Also raus zum Sport - ist wichtig für unser Herz, das an den vielen Aufgaben sowieso zu zerbrechen droht.

 

Haben den Druck, alles richtig machen zu müssen. Und was für einen Druck!

Der Druck, den uns natürlich von außen keiner macht, nein nein. Außer wir uns selbst.

 

Den Druck, den will ja auch gar keiner... Die Lehrer nicht. Die Schule nicht. Das Kultus nicht. Die Regierung schon mal gar nicht. Und alle geben sich ja so viel Mühe...

 

Eine Kanzlerin, die sich kinderlos vor uns hinstellt - nach einem Jahr durchsetzt von Überlastung - und erzählt, dass Frauen in alte Rollen zurück gedrängt würden, weil vor allem sie sich um die Kinder kümmern müssten, und dass das ja so schon mal gar keiner wolle.

Bitte?

Wo soll ich anfangen? Soll ich anfangen??

Besser nicht...

 

Ich bin traurig.

 

Was tun, wenn man so fertig ist, dass man frühs um neun schon kaum noch seine Kaffeetasse gerade halten kann? Dass man in dem ganzen Chaos um einen herum kaum einen klaren Gedanken fassen kann?

 

Eine kluge Frau hat es neulich so schön formuliert (Danke, Frau W.):

Im Moment geht es nur darum, zu überleben.

 

Überleben. Klingt das dramatisch?

 

Ja. Und genau so ist es im Moment in vielen Familien. Die Situation ist dramatisch weit entfernt von "entspannt" und von einem gelassenen Familienalltag...

 

Was also tun?

Wie geht Loslassen?

 

Darauf kann ich nur für mich selbst antworten. Als Mama. Als berufstätige Frau. Als Mensch, der Ansprüche hat, gerade aber lernen darf, dass diese auch mal warten können.

 

Mein Notfallplan:

  • Vor allem, was ich sage, einmal tief Luft holen.
  • Wenn es zu viel wird, raus gehen. Oder nur ans offene Fenster. Luft holen.
  • Sich selbst nicht vergessen.
  • Ich habe jetzt gerade Lust zu singen? Ich singe.
  • Ich habe Lust auf einen Kaffee? Ich mache mir einen.
  • Ich möchte tanzen? Kopfhörer ans Handy stöpseln, Mucke an - ich tanze.
  • Ich will malen? Ich schnappe mir den Block des Kindes und kritzele drauf. Oder ich setze mich mal wieder an meine Leinwand. Und male.
  • Ich bin müde? Ich mache Mittagsschlaf. Und sei es nur für 20 Minuten.

 

Rigoros sein.

Das kann man lernen. Im Moment muss man es sogar.

Denn wenn es dir nicht gut geht, wie sollst du dann Energie für die anderen haben?

Wie deine Aufgabe schaffen?

 

Tu, was DIR gut tut.

Alles andere kann warten. Auf dich. Du musst nicht immer...

 

Es darf leicht sein.

 

Alles Liebe und die sorglose Leichtigkeit einer Feder wünsche ich dir dabei.

 

Deine Daniela

 

Blog - Vom Loslassen - Feder
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© 2021 - Daniela Bezold

 

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