oder
Gefühlsstürme - verborgen hinter Masken?
Gerade habe ich gelesen, dass von großen Teilen der Bevölkerung und auch von der Polizei eine "MaskenPFLICHT" gefordert wird. Bisher gilt, zumindest in Bayern, ja nur das "MaskenGEBOT". Einige Länder haben die Pflicht allerdings schon eingeführt. (1 - siehe Zusatz, unten)
Jetzt schützt eine Maske ja erst einmal vor einer Infektion - sowohl mich (obwohl es da auch kritische Gegenstimmen gibt), als auch meine Mitmenschen. Das ist gut.
Ist es aber nicht auch gleichzeitig als problematisch einzustufen, wenn wir uns nun nicht mehr sehen?
Denn das tut eine Maske: Sie verbirgt große Teile des Gesichts.
Nicht umsonst rätselt der Patient auf dem Operationstisch kurz vor dem Eingriff gelegentlich, ob das Gesicht über ihm hinter der Maske nun tatsächlich zu dem Anästhesisten gehört der gestern, ihm gegenübersitzend, mit noch völlig unbedecktem Gesicht, das Aufklärungsgespräch führte. Bevor er dann in die Sedierung gleitet...
Schon jetzt ist es durch die "soziale Distanzierung" schwierig, Gefühle bei Anderen zu deuten. Das bisher stattfindende Treffen unter Freunden mit gemeinsamer Interaktion, Mimik und Gestik und, je nach Bekanntheitsgrad der Menschen, auch durch Berührungen, wird ja nun durch technische Medien ersetzt, was eine Interpretation der Stimme oder gar nur des geschriebenen Wortes erfordert.
Dies können aber durch den fehlenden taktilen Kontakt, also beispielsweise zumindest ein herzliches Händeschütteln, nur Projektionen sein. Ich projiziere also in den Anderen etwas hinein, was er denken KÖNNTE.
Das Problem wird nun bald durch das ständige Tragen von Schutzmasken im Alltag noch verschärft. Denn nun fehlt mir zur Interpretation der Worte des Gegenübers auch noch seine Mimik, die ich ja unter der Maske nicht mehr sehen und somit kaum beurteilen kann. Es ist nicht so leicht in Augen alleine den Gefühlszustand des Gesprächspartners abzulesen, wenn der Rest der Gesichtsmimik fehlt.
Sind die Augen so eng, weil derjenige weiter unten unter der Maske lächelt? Und lächelt er mich an oder ist es ein spöttisches Mundverziehen?
Der Mund-Nasenschutz wird so dann auch zur Steigerung von Missverständnissen führen.
Wenn man dies bedenkt, so wird die "soziale Distanzierung" auf Dauer noch wesentlich weitreichendere Folgen für uns haben. Vor allem, weil sie nicht bereits übermorgen vorbei sein wird.
Wenn man Synonyme für das Wort "Maske" sucht, erscheinen die Worte Illusion, Schein, Lüge, Trug, Wahn...
Man sieht also, es ist gar nicht so weit hergeholt. Der Mensch kann dahinter sein wahres Sein verbergen.
Werden wir also auf lange Frist verlernen, unsere Mimik zu lesen und zu deuten?
Schon jetzt verlassen wir uns auch in Gefühlsdingen häufig auf unsere digitalen Medien. Man lernt sich auf Tinder kennen oder bei Parship, postet bei Facebook verliebte Bilder, schreibt sich viele Emails, entliebt sich sich irgendwann durch den Alltag wieder und macht dann Schluss über WhatsApp?
Ich hoffe nicht...
Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen Nähe, wir brauchen Körperkontakt, wir brauchen einander. Dies ist durch nichts zu ersetzen.
Wie viel mehr Vertrauen hat man in seinen Geschäftspartner, wenn er einen mit einem innigen Händedruck begrüßt.
Wie tut es gut, von einer Freundin umarmt zu werden, wenn man gerade traurig ist.
Wie schön ist es, sein Kind zu drücken und ihm einen Gutenachtkuss zu geben, wenn man es ins Bett bringt.
Wie heimelig fühlt es sich an, sich an den Partner zu kuscheln, abends, nach einem anstrengenden Tag.
Wie herrlich ist es, auf einem Fest gemeinsam ausgelassen zu tanzen und zu feiern.
Dies kann kein Computer der Welt übernehmen!
Wir werden alle noch einen langen Atem brauchen.
Lassen wir ihn uns durch die Maskerade im Gesicht nicht nehmen!
Ich habe mir lange überlegt, was ich zu Masken im Gesicht Aufmunterndes sagen kann, denn diese "Pflicht" wird mir persönlich gar nicht leicht fallen. Aber vielleicht kann man auch die Betrachtungsweise der "Schutzmaske" ändern und somit die Beziehung zu ihr verbessern.
Sehen wir es doch einfach mal anders herum:
Fühle dich durch den Mund-Nasenschutz geschützt. Nicht nur vor dem Virus. So, wie du im Winter einen Schal um Hals und Teile des Gesichts schlingst, um es vor Kälte zu schützen, so kannst du die Maske auch gedanklich als Schutz für dein inneres Selbst einsetzen. Ähnlich, wie man in anderen schwierigen Situationen beispielsweise eine goldene Kugel, in der man sitzt - die einen umgibt und schützt - visualisiert.
Wenn du möchtest, probiere es doch mal aus, wie sich das für dich anfühlt.
Maske auf - Schutzschild da.
In einigen Wochen wird es Normalität sein, beim Einkaufen und in Bus und Bahn die Maske zu tragen. Unsere neue Normalität, denn zur alten kommen wir, so wie es aussieht, erst einmal nicht zurück.
Dann gestalten wir uns das Neue doch so angenehm wie möglich, oder?
"Ich mach´ mir die Welt, wiedewiedewie sie mir gefällt..." (2) wusste schon Pippi. Und die ist ja schließlich sehr lebensklug.
Alles Gute und bleib´ gesund!
Deine Daniela
(1) Zusatz:
Das geht ja jetzt alles schon über einen Monat so - mit dem ganzen Corona - und noch immer geschehen die Dinge schneller, als ich schreiben kann (und das tue ich immerhin mit zehn Fingern, mehr habe ich nicht...). Nun gilt also tatsächlich in Bayern ab nächsten Montag die MaskenPFLICHT und nicht mehr das MaskenGEBOT.
Quelle:
2. "Hey Pippi Langstrumpf", YouTube, 08.01.2011
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© 2020 - Daniela Bezold
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