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Woche 1 - Gedanken in Zeiten von Corona


Lesezeit: 4 Minuten

 

 

Große Unsicherheit allerorten.

 

In den Supermärkten stehen große DIN A2 Tafeln:

 

Halten Sie Abstand von anderen Kunden!  Denken Sie an Ihre Sicherheit und die von anderen!

 

Die Menschen stattdessen:  VERUNsichert.

Wie viel sind nochmal zwei Meter? Oder waren es eineinhalb? Oder wie war das jetzt nochmal...?

 

An der Kasse muss ich anstehen. Natürlich mit dem geforderten Sicherheitsabstand.

 

Gedanken fließen...

Darf ich jetzt nicht mehr mit der Kassiererin sprechen? Weil, beim Sprechen passiert sie doch, diese Tröpfcheninfektion...

 

Okay. Also lächle ich.

Lächeln ist ja auch eine Form der Kommunikation. So weiß die Frau an der Kasse wenigstens, dass ich nicht böse mit ihr bin, sondern wegen der Sicherheit nicht mit ihr spreche.

 

Oh je, jetzt wollte ich bar bezahlen. Großer Fehler!

Durch ein Schild an der Kasse werde ich dazu aufgefordert, dies zu unterlassen und stattdessen meine Kreditkarte zu benutzen. Ich denke an die schon lange währenden Diskussionen, das Bargeld abzuschaffen. Wird das jetzt auf diesem Wege stattfinden?

 

Naja, weiter...

Den rationierten Einkauf im Wagen (eine Packung Nudeln, acht Rollen Klopapier, Gemüse wie immer, Teelichter waren aus), das Lächeln für die Dame an der Kasse noch auf den Lippen, trete ich nach draußen.

 

Auf dem Parkplatz gibt es große Diskussionen. Ein Autofahrer hat beim Einladen der Einkäufe in sein Auto den gebotenen Sicherheitsabstand unterschritten und wird von einem älteren Herrn zur Rede gestellt. Es sei eine Unverschämtheit und Rücksichtslosigkeit, ihn dieser Unsicherheit auszusetzen. Er gehöre schließlich zur Risikogruppe.

 

Die Zeiten haben sich geändert - so plötzlich.

 

Ich stelle meine Einkäufe in mein Auto und fahre nach Hause - in Sicherheit.

 

Die Straßen sind seltsam leer.

Ich fühle mich unwirklich - alles wirkt unwirklich.

 

Trotz fehlender Geschwindigkeitskontrollen fahren die Menschen im auf den Schildern geforderten Tempo - fast ein wenig vorsichtig. Fast, als gäben ihnen diese Grenzen einen sicheren Rahmen.

Die "Blitzer", über die man sich noch vor wenigen Tagen, die mir jetzt wie Jahre scheinen, geärgert hatte, sind abgeschaltet - es gibt Wichtigeres zu tun und zu regeln.

 

Wir leben nun von Tag zu Tag - von Stunde zu Stunde.

Jeden Tag gelten neue Regeln, die wir gestern noch als abstrus, als nicht vorstellbar, als Panikmache abgetan haben. Nun sind sie wahr.

 

Fast werde ich pathetisch, als ich da so in meinem Auto in Sicherheit sitze. Über neue Zeiten nachdenke, die da jetzt anbrechen. Über das, dass das Gestern nun mit einem Ruck vorbei ist.

Über alles, worauf es in der nächsten Zeit ankommen wird.

 

Solidarität. Einander helfen, füreinander da sein.

Körperlichen Abstand wahren, aber unser Herz öffnen für andere und unser Mitgefühl zulassen.

 

Für ältere Menschen und Kranke, die in ihren Wohnungen verharren müssen - sicher vor einer Infektion, aber allein.

 

Einkaufen für den Nachbarn, der hat doch was mit dem Herzen - für den wäre eine Ansteckung fatal.

 

Einmal am Tag die nette ältere Dame von nebenan, die nun nicht mehr auf der Parkbank in der Sonne sitzen darf, anrufen und ein wenig mit ihr plaudern. Ihrem Tag ein wenig Einsamkeit nehmen.

 

Aber auch für unsere Kinder, für die wir jetzt die Bildungseinrichtungen ersetzen sollen. So gut wir das können.

Unterstützen wir sie, endlich in ihrem eigenen Tempo zu lernen und halten wir sie neugierig. Lassen wir ihnen Spielraum für ihre eigene Kreativität. Und geben wir ihrem Alltag Struktur, damit sie unsere Sicherheit, in dem was wir tun, auch weiterhin spüren. Helfen wir uns dabei gegenseitig. Und lassen wir uns helfen.

 

Und - Das ist am Allerwichtigsten von allem:

Sei mir dir selbst solidarisch.

Kümmere dich um dich.

 

Die Sonne scheint?

Setz dich doch mit einem Tässchen Kaffee oder Tee auf deinen Balkon/deine Treppe/an dein Fenster. Schau raus und genieße jeden Schluck.

 

Dir ist danach, ein Bad einzulassen? Dann tu es.

 

Oh, das Buch. Kann ich mir jetzt erlauben, mich da hin zu setzen und es von vorne bis hinten durchzulesen? Ist das nicht etwas dekadent, so mitten am Tag?

Tu es.

 

Erlaube deinen Gedanken, abzuschweifen...

Entschleunige dich.

 

Hör auf zu jammern. Oder jammere. Ganz laut. Einmal am Tag.

Und wende dich dann wieder den Dingen zu, die schön sind.

Du bist gesund - das ist doch schon mal ein guter Anfang!

 

Begegne dir selbst mit Gelassenheit. Du DARFST auch mal unsicher sein.

Hey, das hier ist eine völlig neue Situation.

Und bei Neueinstellungen ruckelts immer mal ein wenig im System.

 

Ich finde, wir machen das alle gerade ganz prima.

 

Und sei sicher: In einigen Tagen wird sich alles eingespielt haben.

 

Hab keine Angst.

Alles wird sich finden.

 

Deine Daniela

 

Aus dem Duden:

Sicherheit, die (1)

  1. Zustand des Sicherseins, Geschütztseins vor Gefahr oder Schaden; höchstmögliches Freisein von Gefährdungen.
  2. Gewissheit, Bestimmtheit
  3. das Freisein von Fehlern und Irrtümern, Zuverlässigkeit
  4. Gewandtheit, Selbstbewusstsein, sicheres Auftreten
  5. hinterlegtes Geld, Wertpapiere o.Ä. als Bürgschaft, Pfand für einen Kredit

Synonyme zur Sicherheit (Auszug):

Abschirmung, Behütetheit, Obhut, Glaubwürdigkeit, Nachvollziehbarkeit, Wahrheit, Geborgenheit.

 

Quelle:

1. "Sicherheit, die", Duden.de


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© 2020 - Daniela Bezold

 

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